Improvisationstheater

Improvisationstheater

Improvisationstheater, oft auch als Improtheater bezeichnet, ist eine Form des Theaters, bei der dramatische Szenen ohne geschriebenen Dialog und mit wenig oder keiner vorbestimmten Handlung dargestellt werden. Es basiert auf der spontanen Erzeugung von Szenen, oft angeregt durch Vorschläge des Publikums. Diese Art des Theaters unterscheidet sich vom traditionellen Theater durch seine Unvorhersehbarkeit und Einzigartigkeit jeder Aufführung, da alle Szenen vor Ort entstehen und vergehen​​​​.

Die Wurzeln des Improvisationstheaters reichen bis ins antike Griechenland zurück und fanden in der Neuzeit insbesondere in der Commedia dell’arte in Italien und Frankreich Ausdruck. Im 20. Jahrhundert entwickelten Pioniere wie Viola Spolin und Keith Johnstone das moderne Improvisationstheater weiter. Spolin schuf wichtige Improvisationstechniken und -spiele, während Johnstone das Konzept des Theatersports erfand, welches heute eine der populärsten Formen des Improtheaters ist. Del Close erfand später die erste Langform des Improvisationstheaters, den sogenannten „Harold“​​​​​​.

In der Theorie und Praxis des Improvisationstheaters haben sich grundlegende Regeln etabliert. Diese Regeln zielen darauf ab, Abwehrmechanismen und Blockaden zu beseitigen und die Spontaneität und gegenseitige Inspiration der Spieler zu fördern. Eine Geschichte im Improtheater entsteht aus der spontanen Interaktion der Teilnehmenden, wobei kreative Quellen wie das Unbewusste, Emergenz und Zufall genutzt werden. Dem Problem schwankender Qualität wird durch eine Ästhetik des Imperfekten und die positive Rahmung des Scheiterns begegnet​​.

Improtheater bietet nicht nur eine Plattform für künstlerische Kreativität, sondern auch für die Reflexion und das Verständnis sozialer Phänomene. Es ermöglicht die Erfahrung des Fremden und bietet eine Möglichkeit, performativ Wirklichkeiten zu konstruieren. Das Improtheater wird als ein Raum betrachtet, in dem sich die Spieler dem Chaos und der Fremdheit aussetzen, um kreativ und spontan auf die Herausforderungen zu reagieren. Zwei Hauptstrategien im Umgang mit der Fremdheit sind das Ausweichen vor der Fremdheit durch rasches Benennen szenischer Elemente und das Zulassen der Fremdheit, wodurch eine Szene in kollaborativer Emergenz entsteht​​.

Die praktische Arbeit im Improtheater beinhaltet das Entwickeln von Vertrauen in den emergenten Prozess der szenischen Uneindeutigkeit und die Förderung der Offenheit der Spieler, insbesondere in Bezug auf ihre leibliche Erfahrung und Reaktionen. Dies fördert eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Spiel und den dargestellten Szenarien​​.