Der erste Drehtag ist eine Mischung aus Aufregung, Erwartung und auch ein bisschen Nervosität. Doch genau diese Nervosität kann man durch gezielte Vorbereitung in positive Energie umwandeln. Der Weg zu einem gelungenen ersten Drehtag beginnt nicht erst am Set, sondern weit vorher – oft schon Wochen oder sogar Monate im Voraus. Hier geht es nicht nur um das Auswendiglernen der Texte, sondern um eine tiefgehende Beschäftigung mit der Rolle und der gesamten Produktion.

Zunächst steht die intensive Auseinandersetzung mit dem Drehbuch im Vordergrund. Die bloße Kenntnis der eigenen Szenen reicht oft nicht aus – man sollte das gesamte Script verstehen. Was passiert in der Geschichte? Was sind die übergeordneten Themen? Kennst du deinen Charakter? Wie entwickelt sich die Handlung und was bedeutet das für die eigene Rolle? Indem man das große Ganze im Blick hat, kann man die eigenen Szenen viel besser einordnen und sich darauf vorbereiten, wie die eigene Figur in die gesamte Erzählung integriert ist.

Nach der Drehbucharbeit geht es in die Szenenanalysen. Hier spielt die detaillierte Vorbereitung eine entscheidende Rolle. Es ist wichtig, nicht nur den Text auswendig zu lernen, sondern auch die inneren Vorgänge der Figur zu begreifen. Was fühlt sie in den einzelnen Momenten? Welche Motivation steckt hinter ihren Handlungen und Worten? Oft hilft es, kleine Subtexte für die eigene Rolle zu notieren, um die emotionale Tiefe zu verstärken. Diese Arbeit ist es, die später den Unterschied zwischen einer flachen und einer nuancierten Darstellung ausmacht.

Lies zur Vorbereitung auf eine neue Rolle am besten unsere Beiträge zur Rollenanalyse und Charakterentwicklung.

Ein weiterer Aspekt der Vorbereitung ist das Gespräch mit der Regie. Diese Kommunikation hilft dabei, Missverständnisse zu vermeiden und sicherzustellen, dass alle Beteiligten die gleiche kreative Vision teilen. Ein kurzes Treffen oder zumindest ein telefonisches Briefing im Vorfeld kann Gold wert sein. Denn gerade am ersten Drehtag kann es hektisch zugehen, und wer vorher schon ein gemeinsames Verständnis entwickelt hat, kann entspannter und selbstbewusster an die Arbeit gehen.

Körperliche und mentale Fitness

Es mag offensichtlich klingen, doch körperliche und mentale Fitness sind zwei Schlüsselfaktoren, die häufig unterschätzt werden. Am Set werden oft lange Stunden gearbeitet, und nicht selten muss man als Schauspieler*in schon sehr früh morgens einsatzbereit sein. Ausreichend Schlaf in den Tagen vor dem Dreh und eine ausgewogene Ernährung sind daher essenziell. Wer ausgeschlafen und energievoll zum Set kommt, hat nicht nur mehr Fokus, sondern auch die nötige Ausdauer, um sich während eines langen Tages auf einem konstant hohen Niveau zu bewegen.

Neben der körperlichen Fitness spielt auch die mentale Vorbereitung eine entscheidende Rolle. Es ist sinnvoll, Routinen zu entwickeln, die einem helfen, in den richtigen Zustand zu kommen. Einige Schauspieler*innen schwören auf Meditationsübungen oder Atemtechniken, um sich vor dem Dreh zu zentrieren. Andere nutzen Visualisierungen, um sich das Set und die bevorstehenden Szenen im Detail vorzustellen. Diese Techniken helfen, den Kopf freizubekommen und sich komplett auf die bevorstehende Aufgabe zu fokussieren.

Eine weitere bewährte Methode ist das „Warm-up“ am Morgen des Drehtags. Hier kann es sich um ein leichtes Körpertraining, Stimmübungen oder gezielte Atemübungen handeln. Auch das Aufsagen des Textes in Verbindung mit Bewegung – beispielsweise beim Spazierengehen – kann eine effektive Vorbereitung sein. Wichtig ist, dass man sich sowohl körperlich als auch mental in einen Zustand versetzt, in dem man flexibel und gleichzeitig konzentriert agieren kann. Denn am Set kann alles passieren, und wer innerlich gefestigt ist, kann besser mit spontanen Herausforderungen umgehen.

Das Set und die Abläufe kennen

Am ersten Drehtag gibt es viele unbekannte Faktoren. Man kennt vielleicht einige der Teammitglieder oder die Regie, aber das Set selbst ist oft noch Neuland. Deshalb ist es hilfreich, sich vorab über die Location und die Abläufe zu informieren. Viele Produktionen bieten vor dem Dreh Besichtigungstermine an oder schicken Pläne und Fotos des Sets herum. Wer weiß, wo gedreht wird, kann sich mental besser darauf einstellen und sich schon im Vorfeld einen Überblick verschaffen.

Noch wichtiger ist es, die Teamstruktur zu verstehen. Am Set arbeiten viele verschiedene Abteilungen zusammen – von der Regie über die Kamera bis hin zu Maske und Kostüm. Wer die grundlegenden Abläufe kennt, weiß, wer wofür zuständig ist und kann effizienter kommunizieren. Besonders für Neulinge ist es sinnvoll, sich die Hierarchien bewusst zu machen: An wen richtet man sich mit Fragen? Wer gibt Anweisungen? Diese Kenntnisse helfen dabei, Missverständnisse zu vermeiden und direkt in den Fluss der Produktion einzutauchen.

Ein Tipp: Wer die Möglichkeit hat, sollte am Tag vor dem eigentlichen Dreh eine Setbegehung machen oder zumindest frühzeitig am ersten Drehtag erscheinen. Ein kurzer Rundgang kann helfen, sich räumlich zu orientieren und die ersten Kontakte zu knüpfen. Denn wenn man das Umfeld kennt, fällt es leichter, sich am Set sicher zu bewegen und bei den ersten Szenen konzentriert zu arbeiten. Am Ende zählt jede Minute, in der man das Unbekannte in Vertrautheit verwandeln kann – das bringt nicht nur mehr Sicherheit, sondern stärkt auch die eigene Präsenz.

Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit

Am ersten Drehtag ist Pünktlichkeit nicht nur eine Frage des Respekts, sondern auch ein essenzielles Zeichen von Professionalität. In der Filmbranche gibt es ein ungeschriebenes Gesetz: „Pünktlich ist fünf Minuten zu spät.“ Das mag übertrieben klingen, doch tatsächlich gilt: Wer auf den letzten Drücker erscheint, riskiert Unruhe und Stress am Set. Gerade beim ersten Auftritt hinterlässt man mit Pünktlichkeit einen nachhaltigen Eindruck und zeigt, dass man die Produktion ernst nimmt.

Dabei geht es nicht nur um das einfache Erscheinen zur verabredeten Zeit, sondern auch darum, vorbereitet und bereit zu sein. Wer als Schauspieler*in beispielsweise schon in der Garderobe ist, sich beim Team vorstellt und seine Rolle kennt, verschafft sich einen wichtigen Startvorteil. Es vermittelt Sicherheit, wenn alle Beteiligten wissen, dass man sich aufeinander verlassen kann. Verlässlichkeit am Set bedeutet aber auch, stets auf Abruf zu sein, aufmerksam zuzuhören und flexibel auf kurzfristige Änderungen zu reagieren.

Ein weiterer Aspekt ist die Kommunikation. Wer merkt, dass er oder sie sich verspätet oder Schwierigkeiten hat, rechtzeitig vor Ort zu sein, sollte dies so früh wie möglich kommunizieren. Hier gilt: Ehrlichkeit und proaktives Handeln schaffen Vertrauen. Denn nichts ist schlimmer, als wenn das gesamte Team auf jemanden warten muss, ohne zu wissen, was los ist. Eine offene und rechtzeitige Kommunikation kann helfen, unnötigen Stress zu vermeiden und den ersten Drehtag reibungslos ablaufen zu lassen.

Das Zusammenspiel mit dem Team

Film ist Teamarbeit. Auch wenn man als Schauspieler*in im Fokus steht, ist der Erfolg einer Produktion das Ergebnis einer kollektiven Leistung. Gerade am ersten Drehtag wird oft die Basis für das spätere Miteinander gelegt. Ein freundliches, respektvolles und kooperatives Auftreten ist deshalb entscheidend. Bereits in den ersten Minuten sollte man sich die Zeit nehmen, das Team kennenzulernen – zumindest die direkten Ansprechpersonen wie Regie, Kamera, Maske und Kostüm. Ein einfaches „Guten Morgen“ oder ein kurzer Smalltalk schaffen eine positive Atmosphäre und brechen das Eis.

Das Teamgefühl kann stark davon beeinflusst werden, wie offen man sich zeigt. Wer aufmerksam zuhört, sich in den Prozess einbringt und offen für Feedback ist, trägt aktiv zu einer harmonischen Arbeitsatmosphäre bei. Hier gilt es, eine Balance zu finden: Es ist wichtig, die eigenen Ideen und Bedürfnisse zu äußern, gleichzeitig aber auch die anderen Perspektiven zu respektieren und flexibel zu bleiben.

Lies hierzu unseren Artikel: Set-Etikette: Wie man professionell mit dem Team zusammenarbeitet

Zudem ist es sinnvoll, die Eigenheiten und Bedürfnisse der verschiedenen Abteilungen zu verstehen. Jedes Gewerk hat seine eigenen Arbeitsrhythmen und Anforderungen. Wer die Arbeit der Kolleg*innen respektiert und sich darauf einstellt, zeigt nicht nur Teamgeist, sondern erleichtert auch den gesamten Ablauf. Beispielsweise sollte man die Zeit in der Maske und beim Kostüm nicht unterschätzen und diese Prozesse mit Geduld und Respekt behandeln. Ein guter Draht zu diesen Abteilungen sorgt dafür, dass man sich aufeinander verlassen kann und die Arbeit Hand in Hand geht.

Die Garderobe und Maske

Am Set sind die Abteilungen für Kostüm und Maske nicht nur dafür da, die Figur optisch zu gestalten, sondern sie sind auch entscheidend für das eigene Wohlbefinden und das Gelingen der Rolle. Gerade am ersten Drehtag ist es wichtig, gut mit diesen Teams zusammenzuarbeiten, denn sie sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass man sich in der eigenen Haut – oder besser gesagt, in der Haut der Rolle – wohlfühlt.

Vor dem ersten Drehtag sollte man bereits mit den Kostümbildner*innen und der Maske Kontakt aufgenommen haben, um sich über das Outfit und den Look der Figur abzustimmen. Oft gibt es bereits vor dem Dreh Anproben und Test-Sessions, bei denen man wichtige Fragen klären kann: Wie sitzt das Kostüm? Gibt es Accessoires, die eine besondere Bedeutung haben? Welche Frisur oder welches Make-up ist vorgesehen? Diese Vorab-Termine ermöglichen es, sich mental auf das Erscheinungsbild der Figur einzustellen und eventuelle Anpassungen vorzunehmen.

Am Drehtag selbst sollte man genügend Zeit für Maske und Garderobe einplanen. Diese Abläufe können länger dauern, als man denkt, und es ist wichtig, währenddessen entspannt und kooperativ zu bleiben. Die Zeit in der Maske kann auch eine Gelegenheit sein, sich auf die bevorstehenden Szenen zu fokussieren oder den Text noch einmal durchzugehen. Viele Schauspieler*innen nutzen diese Phase auch, um in die Rolle zu „schlüpfen“ und sich die letzten Details zu verinnerlichen.

Eine enge Zusammenarbeit mit den Kolleg*innen aus Maske und Kostüm lohnt sich auch deshalb, weil sie oft wertvolle Tipps geben können. Sie haben einen geschulten Blick für Details und bemerken schnell, wenn etwas nicht stimmt – sei es ein verrutschtes Kostümteil oder ein Make-up, das nachgebessert werden muss. Diese Kleinigkeiten können später in der Szene den Unterschied machen. Wer freundlich, geduldig und respektvoll mit diesen Abteilungen umgeht, schafft nicht nur eine gute Arbeitsatmosphäre, sondern stellt auch sicher, dass man am Ende vor der Kamera die beste Version der eigenen Figur präsentiert.

Umgang mit Lampenfieber und Nervosität

Lampenfieber gehört zum Beruf, besonders am ersten Drehtag. Selbst erfahrene Schauspieler*innen spüren oft ein Kribbeln im Bauch, wenn die Kamera zum ersten Mal auf sie gerichtet ist. Doch Nervosität muss nicht als Feind betrachtet werden – im Gegenteil: Sie kann als Antriebskraft genutzt werden. Der Schlüssel liegt darin, sie in produktive Energie umzuwandeln.

Eine bewährte Methode ist, das Lampenfieber mit gezielten Atemtechniken in den Griff zu bekommen. Tiefes, ruhiges Atmen hilft, den Körper zu entspannen und den Geist zu beruhigen. Auch progressive Muskelentspannung kann sinnvoll sein, bei der man nacheinander verschiedene Muskelgruppen an- und wieder entspannt, um die innere Anspannung zu lösen. Dies kann vor allem dann hilfreich sein, wenn man kurz vor dem Dreh eine Welle von Nervosität spürt.

Visualisierung ist ein weiteres Werkzeug, das vielen hilft. Dabei stellt man sich vor, wie die Szene reibungslos abläuft und wie man selbst souverän agiert. Diese positive Vorwegnahme schafft Vertrauen und mindert die Unsicherheit. Wenn man sich bereits mental im Voraus durch den ersten Drehtag bewegt, fühlt sich die Realität oft weniger einschüchternd an.

Letztlich hilft auch die Erkenntnis, dass Nervosität ein natürlicher Teil des Prozesses ist. Es zeigt, dass einem die Arbeit wichtig ist. Indem man sich erlaubt, diese Aufregung anzunehmen, anstatt sie zu bekämpfen, kann man sich auf das Wesentliche konzentrieren: das Spiel. Eine kurze Selbstreflexion, bevor die Kamera läuft – etwa die Frage „Was ist das Ziel meiner Figur in dieser Szene?“ – kann helfen, die eigene Energie auf die Darstellung zu richten, anstatt sich von der Nervosität ablenken zu lassen.

Siehe auch: Bühnenangst Bekämpfen: Strategien für Schauspieler

Flexibilität und Anpassungsfähigkeit

Am Filmset läuft selten alles nach Plan. Trotz detaillierter Drehpläne und Vorbereitungen gibt es immer wieder unvorhergesehene Änderungen. Das Licht verändert sich, es gibt technische Probleme, oder die Regie entscheidet sich in letzter Sekunde für eine andere Herangehensweise. Wer am ersten Drehtag flexibel bleibt und sich schnell an neue Situationen anpassen kann, hat einen klaren Vorteil.

Flexibilität bedeutet, bereit zu sein, auch spontan neue Anweisungen umzusetzen und sich auf andere Herangehensweisen einzulassen. Vielleicht wird eine Szene anders gedreht als ursprünglich besprochen, oder die Stimmung der Figur ändert sich auf Anweisung der Regie. In solchen Momenten hilft es, einen offenen Geist zu bewahren und nicht starr an den ursprünglichen Vorstellungen festzuhalten. Schließlich ist der kreative Prozess am Set ein dynamisches Miteinander, in dem neue Ideen und Lösungen oft direkt in der Situation entstehen.

Neben der inneren Anpassungsfähigkeit ist auch die Bereitschaft gefragt, physische Veränderungen mitzutragen. Das Set kann plötzlich verlegt werden, Kostüme werden geändert oder man muss bei ungünstigen Wetterbedingungen drehen. Wer hier flexibel bleibt und sich schnell auf die neuen Gegebenheiten einstellt, sorgt für einen reibungsloseren Ablauf und erntet oft auch Anerkennung vom Team. Denn nichts ist für eine Produktion wertvoller als Schauspieler*innen, die auch unter ungewöhnlichen Bedingungen professionell bleiben.

Eine gute Vorbereitung schafft die Basis, aber echte Professionalität zeigt sich vor allem in der Fähigkeit, auf spontane Herausforderungen souverän zu reagieren. Dabei sollte man sich immer wieder ins Gedächtnis rufen: Veränderungen sind keine Bedrohung, sondern Teil der kreativen Arbeit. Die besten Momente entstehen oft dann, wenn man bereit ist, sich auf das Unbekannte einzulassen und flexibel zu agieren.

Zusammenfassung und Fazit

Der erste Drehtag ist ein besonderer Meilenstein in jeder Produktion. Durch gründliche Vorbereitung, körperliche und mentale Fitness sowie ein Verständnis für die Abläufe und das Team am Set kann man diesen Tag souverän meistern. Es geht darum, pünktlich, zuverlässig und flexibel zu sein, sich mit den Kolleg*innen auf Augenhöhe auszutauschen und gleichzeitig die eigene Nervosität in positive Energie umzuwandeln.

Die Basis bildet eine intensive Beschäftigung mit der Rolle, doch am Set ist auch das Zwischenmenschliche entscheidend. Wer frühzeitig das Teamgefühl stärkt und offen für spontane Veränderungen bleibt, legt den Grundstein für einen gelungenen Start. Denn letztlich ist der erste Drehtag nicht nur der Beginn einer Geschichte vor der Kamera, sondern auch der Moment, in dem die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten zum Leben erwacht.

Eine solche Herangehensweise hilft nicht nur, einen professionellen Eindruck zu hinterlassen, sondern bereitet auch den Weg für weitere erfolgreiche Drehtage. Am Ende zählt nicht nur das Talent, sondern auch die Einstellung: Wer gut vorbereitet und gleichzeitig offen für Neues bleibt, wird am Set sowohl kreativ als auch menschlich eine Bereicherung sein.

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