Einleitung: Wie man sich als Schauspieler*in richtig vorstellt – ohne Klischees
Die Selbstvorstellung ist eine der schwierigsten Aufgaben für Schauspieler*innen – besonders beim Casting oder in einem Vorstellungsvideo. Man möchte sich von der besten Seite zeigen, kompetent und einzigartig wirken, dabei aber nicht in die typischen Klischeefallen tappen. Phrasen wie „Ich habe schon als Kind davon geträumt, Schauspielerin zu werden“ oder „Ich will die Welt durch meine Kunst verändern“ klingen nicht nur abgedroschen, sondern auch wenig authentisch. Doch wie schafft man es, ehrlich zu bleiben, sich klar zu präsentieren und gleichzeitig positiv in Erinnerung zu bleiben? In diesem Artikel zeige ich dir, wie du deine Persönlichkeit ohne abgenutzte Floskeln rüberbringen kannst – und zwar genau so, dass du beim Casting oder im Vorstellungsvideo überzeugst.
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1. Warum Klischees niemanden beeindrucken
Wer oft zu Castings geht oder Casting-Direktor*innen kennt, weiß: Bestimmte Aussagen hört man immer wieder. Vor allem Neulinge in der Branche greifen gerne auf Sätze zurück, die vermeintlich gut klingen, weil sie oft in Interviews oder von anderen Schauspielerinnen genutzt werden. Doch genau das ist das Problem. Sätze wie „Ich habe schon als Kind immer im Wohnzimmer Theater gespielt“ oder „Schauspielerei ist meine Leidenschaft“ wirken nicht mehr originell – sie sind überstrapaziert und lassen den Eindruck entstehen, als hätte man sich nicht genug Gedanken darüber gemacht, wer man wirklich ist und warum man diesen Beruf ausübt.
Casting-Direktor*innen hören solche Phrasen nicht nur häufig, sie nehmen sie auch als wenig aussagekräftig wahr. Sie bringen nichts Neues über die Person ans Licht und hinterlassen keinen bleibenden Eindruck. Schlimmer noch, sie können schnell als unehrlich oder aufgesetzt wirken. Um dem entgegenzuwirken, solltest du darauf achten, dass deine Vorstellung nicht aus vorgefertigten Floskeln besteht, sondern tatsächlich deine eigene Geschichte erzählt – und das authentisch.
2. Die Balance zwischen Ehrlichkeit und Professionalität
Ehrlichkeit ist der Schlüssel, doch auch sie muss mit einer gewissen Professionalität gepaart werden. Natürlich möchtest du authentisch sein und dich so zeigen, wie du wirklich bist – aber gleichzeitig darf es nicht zu lässig oder unstrukturiert wirken. Gerade in einem Vorstellungsvideo oder beim persönlichen Casting ist es wichtig, eine gute Balance zu finden.
Das bedeutet: Sei offen und ehrlich, aber wähle die Inhalte bewusst. Wenn du zum Beispiel über deine Motivation sprichst, vermeide es, zu tief in deine Lebensgeschichte einzutauchen. Du musst nicht jede Einzelheit aus deinem Leben teilen, um als authentisch zu gelten. Stattdessen kannst du konkrete und vielleicht auch unkonventionelle Beispiele geben, warum dich die Schauspielerei fasziniert. Vielleicht hast du eine prägende Erfahrung gemacht, die dir die Vielseitigkeit der menschlichen Emotionen gezeigt hat. Oder du hast durch ein bestimmtes Projekt erkannt, wie wichtig es dir ist, Geschichten zu erzählen. Solche Details wirken ehrlich und persönlich – und nicht wie das, was alle anderen auch sagen.
3. Die Macht der Persönlichkeit
Was Casting-Direktor*innen wirklich suchen, ist nicht die perfekte Person, die alles richtig macht und alle „richtigen“ Dinge sagt – sie wollen jemanden, der oder die sich selbst kennt und das selbstbewusst zeigt. Deine Persönlichkeit ist dein größtes Kapital. Sie hebt dich von anderen ab und gibt deiner Vorstellung die einzigartige Note, die im Gedächtnis bleibt.
Statt sich also auf Allgemeinplätze zu verlassen, solltest du darüber nachdenken, was dich wirklich als Schauspieler*in ausmacht. Welche Eigenschaften zeichnen dich aus? Vielleicht hast du eine besondere Fähigkeit, dich schnell in neue Situationen einzufühlen, oder du hast eine besondere Leidenschaft für bestimmte Themen oder Genres. Indem du dich auf solche persönlichen Details konzentrierst, zeigst du, dass du nicht nur irgendeine Schauspieler*in bist, sondern eine Person mit einem klaren Profil und einer starken eigenen Stimme.
Nun ist es deine Aufgabe, diese Stimme authentisch zu präsentieren – ohne dabei zu sehr in eine Rolle zu schlüpfen. Denn das Ziel einer Vorstellung beim Casting oder in einem Video ist es, nicht nur deine schauspielerischen Fähigkeiten zu zeigen, sondern auch die Person dahinter sichtbar zu machen. Und genau das gelingt dir, wenn du deine Persönlichkeit durchscheinen lässt, ohne dich dabei hinter Floskeln oder vermeintlich professionellen Standards zu verstecken.
4. Individuelle Motivation statt Standardsätze
Die eigene Motivation klar und deutlich zu formulieren, ohne dabei auf Standardsätze zurückzugreifen, ist eine Herausforderung. Viele Schauspielerinnen fallen in die Falle, ihre Geschichte so zu erzählen, wie sie es von anderen gehört haben – das klingt dann wie eine Reproduktion von Interviews erfolgreicher Kolleg*innen. Dabei ist gerade die individuelle Motivation das, was dich von anderen abhebt.
Statt also zu sagen: „Ich habe immer davon geträumt, auf der Bühne zu stehen“, könntest du tiefer gehen und konkrete Erlebnisse schildern. Was war es, das dich wirklich zur Schauspielerei gebracht hat? Vielleicht war es ein Theaterstück, das dich besonders berührt hat, oder ein Film, der dir gezeigt hat, wie mächtig Geschichten sein können. Auch der Weg, den du bis zum Casting gegangen bist, ist spannend. War es eine besondere Rolle in einem Schulprojekt oder ein ungewöhnlicher Berufswandel, der dich zur Schauspielerei führte? Diese Geschichten sind nicht nur interessanter, sie geben den Casting-Direktor*innen auch einen klareren Eindruck davon, wer du bist und was dich antreibt.
Die Kunst besteht darin, eine persönliche Geschichte zu erzählen, die ehrlich ist, aber gleichzeitig zeigt, dass du deine Rolle als Schauspieler*in ernst nimmst. Es geht nicht darum, die perfekte Antwort zu haben, sondern eine authentische, die sich von den üblichen Floskeln abhebt und wirklich aus deiner eigenen Erfahrung spricht.
5. Unkonventionelle Ideen, die Casting-Direktor*innen beeindrucken könnten
Wenn du wirklich aus der Masse herausstechen willst, kannst du versuchen, unkonventionelle Wege in deiner Selbstvorstellung zu gehen – allerdings immer mit Vorsicht. Eine Idee wäre, humorvoll auf typische Klischees einzugehen, indem du sie ironisch brichst. Zum Beispiel könntest du sagen: „Eigentlich wollte ich nie Schauspieler*in werden, aber dann hat mich das Schicksal – und Netflix – eingeholt.“ Dieser leichte Humor zeigt Selbstbewusstsein und bringt eine unerwartete, frische Note in die Vorstellung, ohne die Ernsthaftigkeit zu untergraben. Oder du könntest betonen, was dich abseits der Schauspielerei inspiriert, zum Beispiel: „Mein schauspielerisches Training begann auf dem Wochenmarkt, als ich den Gemüseverkäufer überzeugen musste, dass ich 3 Kilo Tomaten benötige – es waren nur 500 Gramm, aber die Überzeugungskraft hat gesiegt.“
Solche unkonventionellen Ansätze brechen das Eis und lassen dich gleichzeitig als locker und kreativ erscheinen. Natürlich sollte man auch diese Ideen mit Fingerspitzengefühl einsetzen, denn wenn sich der Humor zu sehr in den Vordergrund drängt, könnte das als unprofessionell empfunden werden. Trotzdem können solche ehrlichen und unerwarteten Anekdoten Casting-Direktor*innen einen frischen Eindruck geben und zeigen, dass du mit Persönlichkeit und Witz punkten kannst.
Aber Achtung – da auch dieser Trick (auch durch diesen Artikel ;-) ) in die weite Welt getragen wird, solltest du ihn vielleicht schon bald mit deinem eigenen kreativen Ansatz weiterentwickeln!
6. Der professionelle Aufbau eines Vorstellungsvideos
Ein Vorstellungsvideo ist eine großartige Möglichkeit, sich Casting-Direktor*innen zu präsentieren – allerdings nur, wenn es richtig gemacht wird. Der erste Schritt ist der Aufbau: Ein gutes Video sollte nicht zu lang sein, aber alle relevanten Informationen klar und präzise transportieren. Beginne mit einer kurzen, selbstbewussten Begrüßung und deinem Namen. Es wirkt oft professioneller, wenn du deinen vollständigen Namen nennst, um einen klaren Eindruck zu hinterlassen.
Im nächsten Schritt solltest du etwas über deinen schauspielerischen Hintergrund erzählen, ohne dabei zu sehr ins Detail zu gehen. Ein oder zwei Sätze reichen hier völlig aus. Wenn du zum Beispiel an einem bekannten Theater gespielt oder eine markante Rolle in einem Film übernommen hast, dann erwähne das. Achte dabei darauf, dass du weder überheblich noch zu bescheiden klingst. Das Video dient dazu, Casting-Direktor*innen einen ersten Eindruck zu verschaffen – es ist keine ausführliche Biografie.
Wichtig ist auch die Art und Weise, wie du dich vor der Kamera präsentierst. Achte auf eine klare Aussprache, eine gute Haltung und Augenkontakt (oder in diesem Fall: Blick in die Kamera). Deine Energie und dein Auftreten sollten deutlich zeigen, dass du selbstbewusst, aber nicht überinszeniert bist. Besonders entscheidend ist es, am Ende des Videos freundlich und klar zu verabschieden, ohne dass es aufgesetzt wirkt. Ein einfaches „Vielen Dank, ich freue mich auf die Zusammenarbeit“ kann den Eindruck professionell abrunden.
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7. Weniger ist mehr: Keine Lebensgeschichte erzählen
Es ist verständlich, dass viele Schauspieler*innen im Casting oder im Vorstellungsvideo dazu neigen, viel von sich zu erzählen – schließlich möchte man einen möglichst umfassenden Eindruck hinterlassen. Doch genau hier liegt oft der Fehler. Zu viele Informationen auf einmal wirken überwältigend und können sogar den positiven ersten Eindruck schmälern.
Statt deine gesamte Lebensgeschichte auszubreiten, solltest du dich auf das Wesentliche konzentrieren. Was ist wirklich wichtig für das Casting? Welche Erfahrungen oder Fähigkeiten sind besonders relevant? Wenn du zu viel erzählst, verlieren die wirklich spannenden Details an Bedeutung. Deshalb gilt die Regel: Halte es knapp, klar und präzise.
Ein Casting-Direktor oder eine Casting-Direktorin hat in der Regel nicht viel Zeit. Ein langatmiger Monolog über deine gesamte schauspielerische Laufbahn wird nicht nur das Interesse verlieren, sondern auch die eigentlichen Stärken überdecken. Setze stattdessen auf Qualität vor Quantität – weniger Worte, aber dafür mit Aussagekraft. Erzähl von den Erfahrungen, die für die aktuelle Rolle oder für deine schauspielerische Vielseitigkeit wichtig sind, und verzichte auf alles, was nicht wirklich zählt. Das sorgt dafür, dass du im Gedächtnis bleibst, ohne dass du dein Gegenüber mit unnötigen Informationen überflutest.
8. Was Casting-Direktor*innen wirklich hören wollen
Es gibt eine Grundregel, die oft übersehen wird: Casting-Direktor*innen sind auf der Suche nach Authentizität und nicht nach perfekter Selbstinszenierung. Natürlich wollen sie professionelle Schauspieler*innen, die wissen, wie sie sich vor der Kamera bewegen und sprechen, aber noch wichtiger ist, dass du dich als Person zeigst, die echt und glaubwürdig wirkt. Die Frage, die sich Casting-Direktor*innen immer stellen, lautet: „Passt diese Person zu der Rolle und dem Team?“
Wenn du im Vorstellungsvideo oder beim Casting also versuchst, eine übermäßig perfekte oder glatte Version von dir zu präsentieren, kann das eher das Gegenteil bewirken. Casting-Direktor*innen wollen sehen, wer du wirklich bist – das bedeutet, dass du auch Schwächen oder Ecken und Kanten zeigen kannst, die dich menschlich und greifbar machen. Es geht nicht darum, makellos zu wirken, sondern darum, authentisch rüberzukommen.
Was sie hören wollen, sind keine auswendig gelernten Sätze, sondern deine ehrliche Motivation und Leidenschaft, ohne dass du sie wie eine Verkaufsrede verpackst. Sie möchten verstehen, was dich antreibt, Schauspieler*in zu sein, und wie du deine Erfahrungen und deinen Charakter in die Rolle einbringen könntest.
9. Tipps für ein einzigartiges Vorstellungsvideo
Ein gutes Vorstellungsvideo muss nicht aufwendig produziert sein, um einzigartig zu wirken. Vielmehr kommt es auf den Inhalt und die Art der Präsentation an. Hier sind einige Tipps, wie du ein Video erstellst, das sich von der Masse abhebt, ohne dabei in die Falle der Überinszenierung zu tappen:
- Konzentration auf das Wesentliche: Halte dein Video kurz und prägnant. Zwei bis drei Minuten reichen völlig aus, um Casting-Direktor*innen einen Eindruck von dir zu geben.
- Finde deinen Stil: Auch wenn es um eine professionelle Präsentation geht, kannst du deinen eigenen Stil einfließen lassen. Vielleicht hast du einen speziellen Sinn für Humor oder eine außergewöhnliche Art, Geschichten zu erzählen – zeige das in deinem Video, aber bleibe dabei natürlich und authentisch.
- Klarheit und Struktur: Beginne mit einer präzisen Einführung, in der du deinen Namen und deine wichtigsten Fakten nennst. Folge dann mit einem kurzen Abriss über deine relevantesten Erfahrungen und schließe mit einer ehrlichen Aussage über das, was dir an der Schauspielerei besonders wichtig ist.
- Technische Qualität: Achte darauf, dass dein Video in guter Qualität aufgenommen ist. Das bedeutet: Ein ruhiger Hintergrund, ausreichend Licht und ein sauberer Ton. Es muss kein Profi-Equipment sein, aber der Gesamteindruck sollte professionell wirken.
- Selbstbewusstsein, keine Übertreibung: Zeige, dass du an deine Fähigkeiten glaubst, aber vermeide Übertreibungen. Es wirkt besser, wenn du selbstbewusst und ruhig von dir erzählst, als wenn du versuchst, mit markigen Sprüchen oder übertriebener Begeisterung Eindruck zu machen.
Fazit: Authentisch und einzigartig bleiben
Sich als Schauspieler*in beim Casting oder in einem Vorstellungsvideo zu präsentieren, ist eine Kunst für sich. Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, authentisch zu bleiben, ohne auf Standardfloskeln zurückzugreifen. Casting-Direktor*innen möchten echte Menschen sehen, keine überinszenierten Charaktere. Es geht darum, deine eigene Geschichte ehrlich zu erzählen und deine Persönlichkeit durchscheinen zu lassen. Dabei gilt: Weniger ist oft mehr – konzentriere dich auf das Wesentliche und verzichte auf unnötige Details oder abgedroschene Phrasen.
Wenn du es schaffst, in deinem Vorstellungsvideo oder beim Casting selbstbewusst und klar zu zeigen, wer du bist und warum du diesen Beruf liebst, ohne dabei zu übertreiben, wirst du garantiert einen bleibenden Eindruck hinterlassen.